Kamakura, Nikko und Hakone

Freitag, 06.10.2017

Nachdem ich zwei Tage Tokio hinter mir hatte, machte sich bereits die starke Sehnsucht nach Natur und „einfach mal raus kommen“ wieder breit.

Exkurs zum Thema Fortbewegungsmittel:

Da ich für die 14 Tage einen JapanRailPass hatte, konnte ich spontan fast alle Züge und Schnellzüge (Shinkansen) nehmen und auch kostenlos und unbegrenzt Plätze reservieren. Den Pass kann man nur als Tourist, mit entsprechendem Stempel im Reisepass, erhalten. Kaufen musste ich ihn schon in Neuseeland, bzw. erhielt ich eine Art Voucher, welchen ich dann erst in Japan in den richtigen Pass umtauschen konnte. In Japan selber bekommt man den Voucher eher nicht bzw. kostet er 20% mehr glaube ich. Da der Pass in keiner Kartei vermerkt war und somit nicht ersetzbar war, hütete ich ihn wie meinen Augapfel. (Wo kommt eigentlich diese eigenartige Redewendung her? ;) ) anyway... Mit dem Pass konnte man auch Abschnitte des Stadt-Metro Netzes in Japan nutzen, welches zu Teilen von JR betrieben wurde aber eben auch von privaten Ubahn Linien usw. .
Um diesen Part abzudecken, gibt es in Japan wie auch dann in Südkorea, eine Art Geldkarte mit der man im Metro Netz bezahlen kann. Dort gibt es im Nah- und auch Fernverkehr überall Schrankensysteme über die die Bezahlung geregelt wird. Abgerechnet wird nach zurückgelegter Strecke zwischen Einlogg- und Ausloggstation quasi. Dasselbe im Bus. Das erspart lästiges Geld rauskramen und auch Kommunikation mit meinem nicht vorhandenen japanisch ;)... Diese Geldkarten konnte man unproblematisch aufladen und damit auch im Laden zahlen oder an Getränkeautomaten...oder auch an Greifern...:D Dieses System fand ich echt super, zumal es auch landesweit funktioniert! Ich finde das sollte man hier auch einführen, gerade für Touristen macht es vieles einfacher.

Was ich echt toll fand in Japan ist, die Ruhe mit welcher die Leute es stoisch ertragen, wenn es in der Rushhour mal wieder richtig voll wird auf den Bahnsteigen und im Zug sowieso... Bei den Massen die sich da durch den Untergrund bewegen wird man trotzdem fast nie angerempelt und wenn, dann entschuldigt man sich dafür. In Berlin gehört das Rempeln schon fast zum guten Ton leider und die Leute sind viel aggressiver. Obwohl ich jetzt rückblickend sagen würde, es ist deutlich leerer in den Zügen in Berlin, wenn ich mich da an Tokyo und Seoul zurückerinnere. Nunja, des Weiteren gibt es in Japan auch schon vorgefertigte Einstiegswege, wo man sich dann auch einfach ganz in Ruhe nacheinander anstellt. Da alle Züge immer an den gleichen Stellen halten, sind die Türen auch immer an derselben Stelle und somit ist das alles vorgegeben. Am Anfang fand ich das befremdlich aber gegen Ende mochte ich es total gern und war regelrecht entsetzt über junge Europäer, die sich einfach nicht daran hielten und sich, wie in Dtl. und andernorts eben üblich, kurz vor knapp in die erste Reihe drängeln wollten. Die Japaner, zu höflich um etwas zu sagen, ließen sie gewähren aber vor mir kamen sie nicht in den Zug...nee nee...so nicht ;)

Dieses manchmal etwas „lemminghaft“ anmutende Verhalten, war eine ganz neue Erfahrung und ich bin diesbezüglich auch etwas zwiegespalten.
Zwei Wochen reichen leider überhaupt nicht aus, um das ganze Ausmaß der japanischen Kultur auch nur ansatzweise in seinen ganzen Facetten zu erkennen. Meine Beobachtungen und die damit manchmal verbundenen, unvermeidbaren Bewertungen dieser, sind also auch nur als solche zu verstehen. ;)

Nun aber mal zu meinem ersten Tagesausflug nach Kamakura! Etwa 60 Km südwestlich von Tokyo am Meer gelegen schien mir dieser Ort perfekt, um mir Tempel und Schreine anzusehen. Mit dem Shinkansen ging es in aller früh, um der krassen Mittagshitze noch etwas zu entfliehen, in dieses beschauliche Gebiet. In meinen Vorbereitungen auf Japan schaute ich mich vor allem auf Blogs um und fand dort zahlreiche tolle Hinweise, auch zu möglichen Wanderrouten. Dieser Blog, ich erwähne ihn mal, weil er wirklich eine große Hilfe war: https://wanderweib.de/ brachte mir viele gute Hinweise und war ein guter Anhaltspunkt in diesem fremden Land, wo man ohne Japanisch echt etwas aufgeschmissen ist manchmal. Wie dem auch sei, mit etwas Input und meiner japanischen Sim Karte inkl. mobilen Daten konnte ich mich recht gut durch diesen Dschungel durch manövrieren. Der erste Tempel an diesem Tag war der Tempel Engakuji, gefolgt von Shokozan-Tokeiji … Wer sich näher für diese Tempel interessiert, dem kann ich nur den genannten Blog ans Herz legen... Anstatt mich jetzt abzumühen, irgendwelche historischen Daten herunter zu spulen konzentriere ich mich einfach auf das, was mir persönlich am meisten in Erinnerung geblieben ist. Nachdem ich also diese ersten Tempelanlagen besichtigt hatte, machte ich mich auf den Weg eine kleine Wanderung durch die Hügel hin zum großen Buddha zu machen. Es war angenehm leer auf diesem kleinen Wanderweg und trotz Hitze war es inmitten des Waldes sehr erträglich und man hatte zwischen drin einen schönen Ausblick aufs Meer. Ungefähr auf der Mitte des Weges gab es eine kleine Lichtung, auf der man Rast machen konnte und es gab auch einen kleinen Schrein. Dort hab ich das erste und einzige Mal eine Stelle gesehen, wo man kleine Keramik/Ton Unterteller für 100 Yen nehmen durfte und zerschmettern sollte, um sich vom Bösen loszulösen. Den „Spaß“ habe ich natürlich mitgemacht und ich genoss, dass hier nicht so viele Menschen unterwegs waren und es dadurch eine sehr gediegene Atmosphäre hatte.
Bevor ich den großen Buddha besuchte, bog ich noch in einen weiteren Schrein ab, der mir auch sehr gut gefiel, da ich dort das erste Mal sah, wie unterschiedlich diese ganzen Gebetsstätten aussehen können. Bei manchen muss man erst eine kleine Brücke überqueren und steht dann vor einer Felswand bspw. mit einem kleinen Schrein davor. Kann ich schwer beschreiben, die Atmosphäre war auch dort sehr schön fand ich. In einer kleinen Höhle wuschen die Leute ihre Münzen aber auch ganze Geldscheine, um damit dann was besonderes zu kaufen oder so. Ich wusch auch ein paar Yen und holte mir von dem heiligen Geld dann gleich nen dampfenden Dumpling... Frisch gestärkt schaute ich mir dann den Buddha an und besuchte noch den Tempel Hasedera, den ich mit Abstand am schönsten fand...Vielleicht war der ganze Tag auch so atmosphärisch gut, weil es der erste Ausflug dieser Art war und daher auch alles neu und interessant. ;) Der Tempel war aber vor allem deswegen so speziell, weil hier viele kleine Buddhastatuen standen, deren freundlicher und zufriedener Gesichtsausdruck einfach nur ansteckend war. Außerdem gab es eine Art Terrasse von der man aufs Meer blicken konnte und der Geruch von Räucherstäbchen lag ab und zu in der Luft.Ich wäre an dem Tag gerne noch an den Strand gegangen aber die Massen an Menschen haben mich dann so abgeschreckt, dass ich mich lieber wieder auf den Weg nach Hause machte.

Exkurs zu Toiletten, Baderäumen und Beauty:

An dieser Stelle zu den „sprechenden Toiletten“ ;), wobei sprechend nicht ganz treffend ist, sondern eher (be-)rauschend.
Kurz gesagt haben die meisten Toiletten, auch im öffentlichen Raum, verschiedene Funktionen, die man bei Bedarf nutzen kann... Eine davon ist bspw. die Privacy Funktion, bei der ein lautes Rauschen beginnt... Des Weiteren gibt es BD Funktionen, also Wasserstrahle die von unten in gewünschter Richtung, Intensität und Temperatur zu steuern sind. Es gab noch mehr Knöpfe allerdings nicht lesbar und somit nie benutzt... Auch eine Erfindung, die ich mir hier back home gut vorstellen könnte.

Generell sind öffentliche Toiletten sehr sauber und kostenfrei, was mir auch immer positiv in NZ und Australien aufgefallen ist … warum das nicht überall so sein kann, ist mir schleierhaft.
Eine weitere interessante Beobachtung war, dass es in Japan als auch in Südkorea zusätzlich zu den Waschbecken immer noch eine gut ausgeleuchtete Spiegelwand mit Ablagefläche gibt, bei der Frau/Mann sich herrichten kann, ohne dabei Leuten im Weg zu stehen, die sich nur die Hände waschen wollen. Insgesamt achten Japaner und vor allem Süd Koreaner sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild. Als naturnaher NZ Backpacker fühlt man sich dort erst mal etwas...nunja...lumpig angezogen :D... Südkorea ist übrigens was Schönheits-Ops angeht ganz oben mit dabei... „In Seouls „Beauty Belt“ sind ganze Straßenzüge voll von Schönheitskliniken, auffällig viele Frauen laufen hier mit Sonnenbrillen und Verbänden durch die Gegend, um die Spuren ihrer OPs zu verdecken. 350 der über 1000 Kliniken des Landes haben sich in diesem Viertel angesiedelt.“ (http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/suedkorea-gefangen-im-schoenheitswahn/8957588.html)

Auf dieses Thema werde ich später bei meinem Bericht über Südkorea noch einmal genauer eingehen.

Jetzt aber wieder zurück zum zweiten Tagesausflug, nach Nikko!

Die Anfahrt waren hier etwa 150 Km aber im Shinkansen kein Problem. :) Im Vergleich zu Kamakura ist hier schon deutlich mehr los gewesen und ich bin froh, dass ich schon halb 7 früh in Tokyo losgefahren bin und somit die großen Massen noch nicht vor Ort sind. Nikko ist bekannt für seine besonders prunkvollen Tempel und Schreine und ich sollte dahingehend auch nicht enttäuscht werden. Diese liegen inmitten von Wäldern mit hohen Bäumen und man muss ordentlich Treppen klettern, wie so oft bei den Tempeln, um den gewünschten Ort zu erreichen. Ich lasse einfach die Bilder für sich sprechen. Nachdem ich dort ein paar Stunden verbrachte hatte ich noch etwas Zeit, sodass ich beschloss den Ort noch weiter per pedes zu erkunden. Schnell fand ich entlang des Flusses einen netten kleinen Weg, dem ich dann folgte und dabei schöne Dinge, wie Buddhas mit gehäkelten Mützen entdeckte. Fast alleine auf der Strecke genoss ich diesen seltenen Umstand und Luxus und machte mich dann wieder auf den Weg zurück zum Bahnhof. Vorher ergoss sich aber noch minutenlang ein extremer Regen und ich fand Unterschlupf in einer Tankstelle... Nach dem Regen dampfte es vom Fluss nach oben und es sah wunderschön aus. So etwas hatte ich vorher noch nicht gesehen... die Bilder können es nicht so ganz wiedergeben.

Den nächsten Tag verbrachte ich dann nochmal in Tokyo Stadt und suchte die meiste Zeit nach kulinarischen Dingen, wie speziellem Matcha Eis bspw. . Ein paar Tempel sah ich mir wieder an und ein paar Gässchen mitten in der Stadt, in denen man das hektische Treiben schon mal vergessen kann, weil es fast dörflich anmutet. Abends fuhr ich dann nochmal nach Akihabara und frönte meiner Greiferleidenschaft...doch noch ohne Erfolg... Es ist dort üblich über mehrere Etagen, Spielhöllen zu haben. Dort drin ist es mega laut, weil jeder ein anderes Spiel zockt und viele sitzen auch rauchend vor den einarmigen Banditen... wirklich ein Schauspiel, welches man aber nicht lange erträgt. Nachdem ich mich auch eine Runde an einem Weltraumspiel versuchte, dabei völlig wahllos Knöpfe mit japan. Schriftzeichen drückte, verließ ich diesen illustren Ort wieder.

Der letzte Tagesausflug den ich von Tokyo unternahm, sollte dazu dienen einen Blick auf den legendären Mt. Fuji zu erhaschen. Der Ort Hakone bietet hierfür normalerweise einen guten Ausgangspunkt... es war strahlend blauer Himmel, aber den Fujisan konnte ich leider nicht sehen, da Berge nun mal ihr eigenes Klima haben. Mt. Taranaki in NZ ließ sich ja auch 3 Tage Zeit, bis ich ihn mal sehen und erklimmen konnte. Nunja, darauf aber eingestellt, ließ ich mich nicht verdrießen und genoss die schöne Landschaft drum rum. Mit dem bei Touristen beliebten Hakone Free Pass machte ich mich also auf den Weg und bevor ich die Bergbahn nahm, schaute ich mir noch einen nett angelegten Garten mit Blick auf die Berge an. Oben auf dem Berg angekommen ging es weiter mit der Seilbahn über thermales Gebiet...Der Geruch von Schwefel ließ sofort Gedanken an Rotorua und Neuseeland aufkommen, sodass ich sofort Pippi in die Augen hatte. ;) Auf halber Strecke gab es eine Zwischenstation bei der man aussteigen musste und sich nochmal in Ruhe alles anschauen konnte. In diesem Moment flogen 3 riesige (Militär-) Hubschrauber Richtung Westen über uns hinweg... wo die wohl hinwollten ;D Mit der zweiten Gondel ging es dann wieder ins Tal zum Lake Ashi, wo schon das Piratenschiff auf die Massen wartete...Massenabfertigung, anders kann man es nicht sagen. Die Überfahrt war trotzdem sehr nett und auf der anderen Seite des Sees angekommen, entschloss ich mich wieder mal, einen Pfad abseits der Massen zu nehmen, die mich doch arg nervten^^...So kam es, dass ich einem kleinen Wanderweg folgte und dann mitten im Wald ein Picknickhäuschen fand und dort dann ganz in Ruhe mein Mittag, bestehend aus RiceBalls ;), essen konnte. Wieder zurück auf dem Hauptweg, lief ich durch nette Alleen und sah mir noch einen Tempel an, vorher gab es natürlich noch ein Matcha Eis^^... Um ein Foto an einem bestimmten Tori Tor zu bekommen, stellten sich die Leute dann sogar an... ohje, da bin ich dann schnell Richtung Bus gelaufen und begann die Heimreise nach Tokyo, denn ich wollte nicht zu spät ankommen, weil es dann am nächsten Tag wieder mit allem Gepäck Richtung Hakuba gehen sollte … :) *zieh*