Hakuba, Kyoto & Hiroshima

Mittwoch, 15.11.2017

Nach ein paar Umstiegen und etwa 3-4 Stunden kam ich um die Mittagszeit in Hakuba an. Es war sofort ein tolles Gefühl, die Berge wiederzusehen. Trotz der Hitze waren in der Entfernung Eisfelder in den Bergspalten auszumachen. Da ich Sack und Pack noch dabei hatte, führte mich mein erster Weg zu einem Airbnb welches ich für zwei Nächte gebucht hatte. Die Besitzer waren wie vorher angekündigt noch unterwegs, sodass ich mich in Ruhe einrichten konnte. Mein shared Zimmer hatte drei Betten aber es hatte niemand anderes ein Bett gebucht. Daher hatte ich es ganz für mich, ein seltener Luxus. Zumal es auch ein klassisches japanisches Zimmer mit Schiebetüren und – fenstern, Tatamimatten etc. war.

Voller Tatendrang erkundete ich am frühen Nachmittag den Ort. Im Winter ist es ein Skifahrer Mekka, aber im Sommer eher ruhig. Da ich nicht nur wegen den Bergen (jap. Alpen) nach Hakuba fuhr, spazierte ich in Richtung Skisprungschanzen! Es dauerte nicht lange und ich erblickte sie in ihrer vollen Schönheit :) … Die kleine Wanderung durch den Ort war sehr interessant, wirkte es doch einen teils wie ein österreichisches Alpental-Dorf und andern teils gab es unglaublich viele Reisfelder zwischendurch, wo man ab und zu die Einheimischen werkeln sah. Mir gefiel diese Mischung. Angekommen an den Schanzen wurden sie immer imposanter und meine Vorfreude stieg, da ich aus der Ferne Leute auf dem Absprungturm sehen konnte und somit anscheinend eine Besichtigung möglich sein sollte. Meine Erwartungen wurden dann noch übertroffen. Mit einem Sessellift ging es nach oben und man gondelte zwischen der Groß- und der Kleinschanze. Man konnte auf beiden Schanzen kurz über dem Absprung stehen und nach unten blicken. Wirklich beeindruckend. In den Türmen gab es kleinere Ausstellungen, die man sich ansehen konnte. Unerwartetes Highlight war, dass tatsächlich gesprungen wurde. Mit Wasser wurde der Kunstbelag befeuchtet und dann ging's los. Recht junge Athleten, Jungs und Mädels, sprangen dann für eine ganze Weile. Ich saß bestimmt noch eine Stunde unten am Auslauf und schaute es mir an... war eine total schöne und friedliche Atmosphäre.

Auf dem Rückweg schaute ich dann noch im Supermarkt vorbei...zum Thema Essen kann man vielleicht soviel sagen als dass ich mich hauptsächlich von Riceballs ernährt habe. ;D Dreiecksförmige Reisbällchen mit unterschiedlichen Füllungen...meine Lieblingssorten waren tuna, und shrimps/mayo....Für unterwegs war das total praktisch, ersetzt quasi sandwiches, und dann hatte ich noch je nachdem etwas süßes und nen Apfel oder so dabei. Morgens hab ich meist Cornflakes gegessen und sonst sushi^^ oder andere typische japanische Köstlichkeiten wie ramen und okonomiyaki etc.. Im Supermarkt versteht man eh nur Bahnhof und es gibt seltsame aber interessante Dinge. Erschreckend fand ich die Tatsache, dass Obst sehr teuer war. Teurer als in NZ...das muss man erstmal schaffen^^. Zum Thema Getränke kann man noch ergänzen, dass es überall in Japan, selbst in den kleinsten Dörfern und Gassen, Getränkeautomaten gibt. Dort kann man für kleines Geld gekühlte Getränke kaufen, was im Sommer tatsächlich eine sehr gute Sache ist! Direkt neben den Automaten gibt es meist Mülleimer, aber nur für die Dosen und Flaschen. Wenn man in Japan nach normalen Mülleimern im Straßenbild sucht, wird man nicht fündig werden. In bestimmten Läden und dann im Hostel bspw. kann man seinen Müll loswerden aber zwischendurch muss man ihn immer erstmal mitnehmen. Etwas gewöhnungsbedürftig aber ok.

Für den nächsten Tag hatte ich eine Bergwanderung zum Happy Pond geplant. Mit der Gondel und zwei Sesselliften ging es dann bis ganz nach oben. Das Besondere an den Sesselliften war die Nähe zum Boden... mit den Füßen konnte man das Gras berühren und die Alpenwiesenblüher bewundern. Im Winter stelle ich mir das aber etwas seltsam vor, da man vielleicht unabsichtlich mit den Skier den Boden rammen könnte.... nunja...vielleicht hängt der Lift auch höher im Winter. Wer weiß.
Angenehme Kühle herrschte oben auf dem Berg und so war der Aufstieg zum kleinen Bergsee kein Problem. Mit Bärenglöckchen ausgerüstet, welches wegen der Massen an Menschen völlig überflüssig war, aber egal, ging es dann nach oben. Leider war es wolkenverhangen aber auf dem Rückweg klarte es zeitweilig etwas auf, sodass man noch einen schönen Blick hatte.

Am nächsten Morgen ging es dann Richtung Westen nach Kyoto. Dort war ich für drei Nächte in einem japanischen Guesthouse, eine Art Hostel. Dort lernte ich auch das erste und einzige Mal ein paar andere, nicht asiatische, Reisende kennen. Mit einer Französin aus meinem Zimmer schaute ich mir abends dann den bekannten Fushimi Inari Schrein an. Dieser ist für seine vielen roten Tori Tore bekannt. Es war zwar immer noch recht voll aber über den ganzen Hügel verteilt lagen kleine Schreine und man konnte sich viel ansehen.

Tags drauf fuhr ich nach Saga-Arashiyama und sah mir dort die Tempel und Bambuswälder an. Es gab auch einen kleinen Berg, wo man freilaufende Affen sehen und füttern konnte. Allerdings waren dort sehr viele Leute angestellt, die nur damit zu tun hatten, die Affen im Zaum zu halten. Durch das Füttern aus einem kleinen Häuschen heraus sind die Affen dementsprechend an Menschen gewöhnt und fordernd. Es war witzig und man hatte einen guten Blick auf Kyoto. Danach besuchte ich die Burg Nijō, ehemaliger Sitz des Shōguns in Kyōto, der ehemaligen Hauptstadt Japans. Die Anlage war recht großzügig und hatte viele grüne Flächen und natürlich auch einen Burggraben.

Am folgenden Morgen stand ich wieder recht zeitig auf und schaute mir diverse Tempelanlagen und auch ein Mausoleum an. Insgesamt kann man sagen, dass Kyoto deutlich touristischer ist als Tokyo. Das liegt zum einen an der historischen Bedeutung und den damit verbundenen Tempeln aber sicher auch an der übersichtlichen Größe und den Hügeln/Bergen drum herum. Solche Orientierungspunkte in der Landschaft haben in Tokio total gefehlt. Später ging ich dann noch auf einen Großmarkt auf dem allerlei interessante Sachen verkauft wurden. Meistens schmeckten mir die Dinge auch, die ich mir so live kaufte ohne richtig zu wissen, was es ist. Dahingehend ist Japan sehr angenehm gewesen.

Ein Highlight des Tages war die abendliche Führung durch Gion, das Geishaviertel. Unser Guide erzählte uns viele spannende und interessante Dinge über das Geisha Leben und führte uns durch die schönen Gassen mit den gediegenen Teehäusern. Da zu jenem Zeitpunkt aber die japanischen Feiertage, Zeit des Heimkommens, waren, konnte man leider keine Geishas sehen...Lediglich eine Maiko, Geisha in der Ausbildung, konnten wir erspähen.

Meine letzte Station auf der Japan Reise war Hiroshima. Sehr früh fuhr ich in mein Hostel und legte dort bloß meinen großen Rucksack ab, um dann direkt weiter Richtung Haseninsel zu fahren. Durch meinen Railpass war das alles sehr unproblematisch und ich fuhr dann in einem schicken Marine Sonderzug nach Tadanomi. Dort angekommen deckte ich mich im Shop, der auch die Fährentickets verkaufte, mit Hasenfutter ein :)... Dann endlich kam die Fähre und wir setzten Richtung Haseninsel über. Diese Insel war eine ehemalige Versuchsstation für Giftgas und als sie verlassen wurde, sollten die (Versuchs-)Kaninchen von den Arbeitern getötet werden. Diese aber hatten Mitleid und ließen sie leben...seither vermehren sie sich prächtig und sind Besuchermagnet zugleich. Schon kurz nachdem man Fuß auf die Insel setzte, konnte man die flauschigen Bewohner anhoppeln sehen. :D … Viele lagen schon vollgefressen im Schatten aber die Mehrzahl wollte gern noch mehr Futter. Kinder wie Erwachsene stürzten sich drauf und es war sehr witzig anzusehen. Die Mehrzahl der Japaner hatte Grünfutter dabei, und das ist natürlich auch besser für die Kleinen, aber auf das Trockenfutter fahren sie dann doch etwas mehr ab... So kam es, dass ich zusammen mit einem sehr kleinen (3-4 Jahre) jap. Mädchen eine Horde Hasen fütterte, sie aber „nur“ Salatblätter dabei hatte und ich das Fastfood... die Hasen hatten da natürlich ne eindeutige Präferenz und als sie sich nur noch dafür interessierten und die Kleine vergeblich versuchte ihr Blätter zu verfüttern, gab ich ihr etwas vom Futter in die Hand und dann freute sie sich und die Hasen schenkten ihr wieder mehr Aufmerksamkeit... Das war echt so niedlich und dann sagte sie was auf japanisch zu mir aber nunja...ich schlich mich dann lächelnd davon.


Die Insel hatte neben den Hasen auch noch super schöne Natur zu bieten und natürlich die verlassenen Versuchsgebäude. Das hatte insgesamt einen total netten Charme. Ich begab mich dann auf eine kleine Wanderung rund um die Insel und war auf den Wegen fast die Einzige. Auf der Strecke kamen immer wieder Häschen aus den Büschen und wollten gefüttert werden. Es war göttlich. Zwei Typen mit denen ich auf der Rückfahrt nach Hiroshima sprach, erzählten mir sie hätten das Futter über sich verstreut, damit die Hasen auf sie hüpfen und sie quasi übersät werden...haha--- eine wirklich witzige Vorstellung...Einer der beiden hatte tatsächlich ein dreckiges T Shirt an..^^

Auf der Insel konnte man Zelten als auch in einem Hotel übernachten...Das Hotel war anscheinend der Hauptanlaufpunkt, denn hier waren plötzlich wieder sehr viele Leute unterwegs. Weil ein Schauer aufkam suchte ich dort Unterschlupf und gönnte mir ein Eis, natürlich in Hasenform. Nachdem es weniger wurde an Regen begab ich mich auf den Weg Richtung obersten Punkt auf der Insel. Auch hier war ich völlig allein und durch die Sonne fing es überall an zu dampfen... Die Sicht war herrlich und erinnerte ein wenig an die Marlborough Sounds in NZ. Zusammen mit einem Häschen genoss ich die Aussicht, wobei die kreisenden Adler mich etwas unruhig werden ließen...aber so ist das nunmal in der Natur. Nachdem ich dann auch das letzte der 5 Päckchen verfüttert hatte, ging ich wieder Richtung Fähre und trat den Heimweg an. Dieser Ausflug hat mir mit am besten gefallen auf der ganzen Reise!

Für den nächsten vollen Tag stand der Besuch der Insel Miyajima, direkt vor Hiroshima, an. Kaum übergesetzt kamen einem schon freilaufende Hirsche entgegen... Diese sind extrem frech und fressen Papier bspw. Wenn man nicht aufpasst ist der Stadtplan weg... hab das tatsächlich auch beobachtet... In Ruhe etwas essen kann man auch nicht, da man sehr dreist von den Tieren angegangen wird. Nicht gefährlich aber lästig. Insgesamt ist es aber natürlich nett und witzig anzusehen. Auf der Insel sind sie geschützt, da sie eine Art Götterhelfer darstellen, den man deswegen nicht schießen darf. Miyajima ist vor allem für den Itsukushima Schrein bekannt und das floating Tori Tor...Bei Flut ist es komplett im Wasser und bei Ebbe kann man direkt heran gehen. Ich hab es mir nur von weitem angesehen und bin direkt Richtung Seilbahn spaziert. Es wäre auch möglich gewesen, Mt. Misen fußläufig zu erklimmen aber ich entschied mich für den umgekehrten Weg...von oben nach unten... was sich noch als sehr weise Entscheidung herausstellen sollte.

Nach zwei verschiedenen Seilbahnen kam man oben an und musste aber noch etwas gehen, um tatsächlich ganz oben anzukommen. Zwischendrin gab es kleine und größere Tempel und von ganz oben hatte man einen schönen Blick. Auf dem Berg gab es dann unterschiedliche Wege nach unten und man konnte die schöne Natur und kleine Figuren bewundern. Nichts ahnend stieg ich also die Treppen hinab, ja der Aufstieg zum Berg bestand nur aus Treppen, was bei der Hitze echt sehr sehr anstrengend geworden wäre zumal es oben kein Wasser gab. Die Leute, die diesen beschwerlichen Weg wählten, waren ausnahmslos Europäer... Weiter unten war plötzlich ein Schild angebracht, auf dem auf die giftige japanische Viper, auch Mamushi genannt, hingewiesen wurde. Völlig entrüstet und angstgepeinigt setzte ich den todesmutigen Abstieg fort und solange mir noch entnervte Aufsteiger entgegenkamen, schien noch niemand gebissen worden zu sein ... Ich war demnach relativ schnell wieder unten und nicht ohne zwischendrin extrem laut und kraftvoll aufzutreten, um die todbringende Schlange fernzuhalten... ein Schauspiel sondersgleichen. ;D

Den letzten Tag meiner Japanreise verbrachte ich zum größten Teil noch in Hiroshima, um mir das Friedensdenkmal und den Atombombendom anzusehen. Mitten in der Stadt erinnert nur noch ein Gebäude an die Zerstörung der Atombombe, ansonsten würde man nichts ahnen. Dieses Gebäude war eins von ganz wenigen, was überhaupt noch stehen blieb. Alles andere wurde in Schutt und Asche zerlegt. Im Museum lernte man noch einiges mehr darüber. Es gab bspw. abgeschirmte Videoboxen wo man allein und ungestört Filme von Zeitzeugen wählen und schauen konnte. Insgesamt war das Museum sehr eindrucksvoll und das was sonst nur als abstrakter Horror wahrgenommen wird, ist dort in seinen realen Auswirkungen viel spürbarer. Zumindest ging mir das so.

Der Weg von Hiroshima nach Tokyo zurück ging dank Shinkansen schnell und problemlos und gegen Abend ging mein Flieger nach Seoul. Rückblickend und mit etwas Abstand betrachtet muss ich sagen, dass Japan wirklich schön ist und ich die höfliche Art der Menschen dort sehr zu schätzen gelernt habe. Falls ich nochmal die Gelegenheit bekomme nach Japan zu reisen, dann mit etwas mehr Sprachkenntnissen und NICHT im Sommer! ;)

FYI: Aufgrund von Speicherkapazität habe ich einige Bilder aus den ersten Blogeinträgen in 2014/2015 gelöscht. Habe den Blog aber inkl. Bildern als .pdf vorher noch exportiert.