Berichte von 01/2018

Südkorea : Seoul und TaeKwonDo

Samstag, 27.01.2018

Nach dem Flug, der mich mehr oder weniger meinen Nachtschlaf kostete, kam ich im ebenso heißen und schwülen Südkorea an. Als erstes steuerte ich mein Hostel an, welches ich für die gesamte Zeit in Seoul gebucht hatte, kein lästiges Rucksack schleppen mehr! Das Hostel war zwar eher eine Wohnung aber das inkludierte Frühstück lecker und der Welpe der Inhaberin einfach göttlich ;). So etwas Süßes habe ich schon lang nicht mehr gesehen und erlebt. Da ich noch nicht in meinem Zimmer einziehen konnte, ließ ich erst mal die Sachen dort und zog dann los Richtung Seoul Hauptbahnhof in der festen Annahme, dort eine Tourist Info zu finden. Was ich fand war nur eine sehr unfreundliche Frau in der Bahnhofsinfo, die mich in einen völlig anderen Stadtteil verwies. Diese unverhohlene Unhöflichkeit empfand ich nach meinen Erlebnissen in Japan sehr befremdlich und holte mich auf den Boden der Tatsachen, dass davon in Seoul nicht ganz so viel zu finden sein sollte. Wobei es natürlich immer Ausnahmen gibt und mir viele nette und hilfsbereite Leute begegneten aber es gab auch viele Unfreundliche...

Natürlich ist das Problem der Verständigung, welches hier ebenso von mangelnden Englischkenntnissen geprägt war, nicht zu unterschätzen und kann zu vielen Missverständnissen und Frustration auf beiden Seiten führen ;) Wie dem auch sei.... In Myeongdong angekommen bekam ich einen ersten Eindruck von der bunten Metropole. Ein Stadtteil bekannt für Shopping und Superlative. Dort besuchte ich zunächst die besagte Touristinfo und mir wurde sehr nett geholfen und meine TKD Wünsche berücksichtigt. Dazu später :D

Was mir relativ schnell auffiel waren die vielen Beauty Shops. Die waren meist nicht recht groß aber hatten immer eine Auswahl an Make up, Cremes und alles rund um Gesicht und Haut. Voll waren die Shops immer mit jungen Mädchen / Frauen und ab und zu auch jungen Männern. Etwas nervig ist, dass es immer 5-10 Mitarbeiterinnen gibt, die allen total auf die Finger gucken und einen mit aller Macht beraten wollen. Für eine beratungsphobe Europäerin echt nervenaufreibend, weil man einfach nicht in Ruhe gelassen wird und dann entnervt die Flucht ergreift. Nunja ;)
Am selben Tag schaute ich mir dann noch ein paar historische Gebäude an, aber legte dann später im Hostel noch einen kleinen Nachmittagsschlaf ein. Abends schaute ich mich in dem Viertel (Mapo-gu) um, in dem ich wohnte. Ein quirliges Studentenviertel mit netten Shops und Cafés. Es spielten Musiker und Bands auf der Straße und es gab auch einen Tanzflashmop... insgesamt sehr lebendig und bunt.

Gut ausgeschlafen schaute ich mir am nächsten Tag den Gyeongbokgung Palast an, allerdings nur von außen ;)... Von dort lief ich in das „alte Seoul“, Bukchon Village...dort merkte man gar nicht viel von der Hektik der Stadt und es war wie eine kleine Zeitreise. Enge Gassen, niedrige Häuser die an einem Hügel liegen, sodass man auch einen guten Blick auf die Stadt bzw. den Seoul Tower hatte. Von dort ging es dann zum Cheonggyecheon, einem Kanal/Fluss inmitten der Stadt... Dort entlang zu gehen ist ganz angenehm und es ist etwas kühler als zwischen den Häuserschluchten. Ganz in der Nähe war einer der größeren Essens-Märkte, die überall in den Stadtführern angepriesen werden. Es gab zwar eine große Auswahl aber insgesamt fand ich das Angebot in Japan ansprechender. Auch deswegen, weil man hier als Europäer sofort ins Visier der Verkäufer gerät und in einer Manier, die ich sonst nur aus der Türkei kenne, versucht wurde mit allen Mitteln in das eigene Geschäft zu bekommen. Davon genervt und abgeschreckt setzte ich mich trotzig in ein kleines Geschäft an der Straße, welches eine Art Mittagstisch für die Einheimischen anbot. Die Dame konnte natürlich auch kein englisch aber ich bekam was zu essen und wurde nett und lokal authentisch bedient. Um mich herum nur Koreaner, alles einzelne Männer, wenn ich mich recht entsinne... Quasi wie eine Eckkneipe in Berlin mit der netten älteren Bardame und den hauptsächlich männlichen rauchenden Bargästen , haha :)

Frisch gestärkt machte ich mich auf den Weg zum Namsan Park. Dort konnte man (Park-)Natur genießen und ebenfalls einen guten Blick auf die Stadt erhaschen. Ich kam dann an einer Universität heraus und war begeistert vom kleinen und hübschen Campus. Nach dieser recht langen Tour, machte ich mich auf den Weg zurück ins Hostel um mich frisch zu machen für den abendlichen Ausflug nach Gangnam! Wobei hier nicht der Stadtteil im Mittelpunkt stand, sondern die Tatsache, dass dort die World Headquarters vom TaeKwonDo zu finden sind! Das Kukkiwon Zentrum ist im Prinzip nur ein Gebäude mit integrierter Halle und Büroräumen. Abends sollte dann die Show des TKD Demonstration Teams stattfinden! Da ich ein Bild von mir im Dobok (Kampfanzug) beim Ticketkauf vorweisen konnte, bekam ich einen Rabatt von 50%! Total hibbelig war dann irgendwann Einlass und ich war doch tatsächlich die Einzige Nicht-Koreanerin aus Europa. Der Moderator kam vor der Show auf mich zu und ermutigte mich, mich für den später anstehenden Bruchtest zu melden, was ich dann auch tat. Vorher allerdings gab es eine tolle Show zu sehen, wo alle Facetten des TKD in eine kitschige Romantik-Krieger Story eingebettet waren. Bretter wurden am laufenden Band zerschmettert und die Athletik des Teams war atemberaubend. Altersmäßig waren die Ältesten vielleicht 28 ;)... Nach der Show wurden also Freiwillige auf die Bühne geholt, die dann mit dem Team Bruchtests machen durften. Man sagte also seine Technik an und dann wurden nacheinander die Bretter zerstört. :) Diese waren aber höchstens einen halben Zentimeter dick...also kein Problem... Für Frauen sind sie normal 2 cm, für Männer 3 cm. Dann gab es noch ein Gruppenfoto und tada, das war ein echt gelungener Abend! :)

Laut meinen Fotos, die eine Art Gedächtnisprotokoll darstellen, hab ich am Tag drauf nicht ganz so viel gemacht, zumindest kaum Fotos. Erinnern kann ich mich noch an den Besuch im Nationalmuseum, dieses war ganz interessant. Sonst ging es wohl auf große Souvenirjagd und ansonsten einfach einen entspannten Tag.

Der Darauffolgende war dafür umso ereignisreicher. Ich fuhr an den Stadtrand, sofern man das überhaupt so sagen kann, an den Fuß des Bukhansan Nationalpark. Das Wetter war leicht regnerisch, aber mit Schirm und Rucksackschutz war das kein Problem. Es war ohnehin so krass heiß, dass es sehr angenehm war, dort in der Natur zu sein. Außer mir waren nicht viele unterwegs, sodass ich dort viel Ruhe finden konnte. Neben der körperlichen Betätigung, die gut tat, wurde mir wieder einmal bewusst, dass Ausflüge in die Natur, Berge und Wälder für mich einfach immer das Highlight sind. Dort fühle ich mich am wohlsten und außer Verpflegung und guter Ausrüstung braucht man nix weiter, um glücklich zu sein :). Im Nationalpark selbst war die Ausschilderung nicht so hilfreich, aber auf meiner Rundtour habe ich zwei Tempel (welche allerdings etwas baureif und unordentlich aussahen) und eine Burg gesehen. Ein kleiner Hund kam mir auch entgegen, welcher wohl zum Tempelbewohner gehörte. Mami und Papi wirkten aber etwas unberechenbar, sodass ich den Kleinen dann recht schnell wieder sich selbst überließ.

An manchen Stellen konnte man einen Blick auf die Stadt erhaschen, allerdings war dieser durch Nebel und Smog nie richtig klar. Der Ausflug war wirklich total lohnenswert und eine klare Empfehlung, wenn man dem Troubel der großen Stadt entkommen will. Abends gönnte ich mir dann noch ein spezielles Eis, mit dem ich schon die ganze Zeit geliebäugelt hatte.

Am nächsten Morgen stand ich sehr zeitig auf, um den Bus Richtung Muju, zum Taekwondowon, zu bekommen. Irgendwann gegen frühen Nachmittag kam ich an und ein Mitarbeiter im Bahnhof dieser eher kleinen Stadt konnte sogar gut englisch und verwies mich in den richtigen Landbus, der mich dann direkt vor das TKDwon fuhr. Das Wetter war Bombe und ich war schon sehr begeistert von der riesigen Anlage. Ich hatte für eine Nacht ein Einzelzimmer gebucht und schon allein die Hotellobby war extrem groß und schön. Da das Gelände so groß war, gab es Shuttlebusse die fuhren. Von meinem Zimmer war ich sehr angetan. Der Ausblick vom Balkon war sehr schön...auf die umliegenden Hügel. Die Bettwäsche, Handtücher usw. waren alle mit der Marke des TaeKwonDowon gebranded. Der Himmel auf Erden :) Total witzig war auch, dass es auf dem gesamten Gelände Lautsprecher gab aus denen die ganze Zeit Musik dudelte. Diese war aber sehr passend und hat dem ganzen so einen heimeligen Charme gegeben, kann ich gar nicht so richtig beschreiben. Nachdem ich meine Sachen im Zimmer verstaut hatte, begab ich mich auf Erkundungstour. Dabei merkte ich schnell, dass das TKDwon in dieser Woche (am Wochenende wäre sicher mehr los gewesen) nicht wirklich Besucher hatte. Ein paar Tagesgäste aber keine Übernachtungsgäste, oder Sportgruppen. Das war doch etwas einsam aber irgendwie hatte es auch Charme, weil dieses riesen Gelände dadurch so ruhig war. Der größte Nachteil war wohl, dass es dadurch auch keine Kurse gab. Aber das hatte ich vorher per Telefon schon so angekündigt bekommen, als ich das Zimmer reservierte. Von daher war da die Enttäuschung nicht so groß. Aber ganz klar, fährt man dort mit seinem Meister und anderen TKDLeuten hin wäre es nochmal ne ganz andere Erfahrung dort.

Anyway, es gab ja noch andere Dinge, die ich mir anschauen konnte, wie das interaktive Trainingscenter. Dort war ich natürlich auch die einzige und wurde dementsprechend auch nicht allein gelassen sondern eine Mitarbeiterin kam von Station zu Station mit und war also die ganze Zeit dabei. Es gab Schnelligkeits-, Gleichgewichts- und Kraftübungen. Am Ende gabs noch ne kurze Dehnung. War ganz witzig aber eher was für Kinder bzw. TKD-Neulinge fand ich. Dachte, das sind interaktive Übungsräume auch für Fortgeschrittene...nunja. Von dort ging ich dann zurück zum Stadion und schaut mir deren „hauseigene“ TKD Show an. Durch das Erlebnis im Kukkiwon hatte ich natürlich schon den ersten AHA Effekt weg, aber trotzdem war die Show sehr nett. Am nächsten Tag sah ich mir sie nochmal an ^_^ Danach gab es noch eine Art Bruchtestlehrgang, naja... oder so ähnlich ;)... Ein Frau, Meister Pal , brachte den Bruchtester mit und ich konnte ein paar (Übungs-)Bretter zerschlagen. Ich war natürlich wieder die Einzige und sie konnte auch kaum englisch. Es war recht kurz aber Spaß gemacht hat es trotzdem! Irgendwann wurde es dann langsam dunkel und ich schaute mir noch die Seminar- und Trainingsräume im Hautgebäude an. Dort gab es auch einen kleinen Kiosk wo ich mir noch etwas zu essen holte. Immerhin hatte der auf, denn sonst hatten die „Restaurants“ geschlossen. Insgesamt muss dieses ganze Objekt vom Staat subventioniert sein, denn allein es am laufen zu halten und eine Mindestbesatzung an Mitarbeitern vorzuhalten, wird schon eine Menge kosten. Aber da TKD die Nationalsportart ist, wird hier anscheinend viel investiert.

Bevor ich am nächsten Morgen aus-checken musste, begab ich mich auf eine Erkundungstour des restlichen TKDwon Areals. Ziel war der Aussichtsturm (Observatory) am obersten Punkt des Geländes. Meine leise Hoffnung auf den Outdoor Trainingsplätzen jemanden zu sehen, wurde nicht erhört aber dafür hatte ich wieder das ganze Areal für mich und konnte mir alles in Ruhe anschauen. Es gab verschiedene Stationen, wo man unterschiedliche Techniken üben konnte. Große TKD Stein Figuren gab es auch...es war wirklich toll zu sehen, wie viel Aufwand und Mühe und auch Liebe in dieses ganze Projekt geflossen ist und noch immer fließt, denn es wird immer noch weiter ausgebaut...und das alles für TKD...kann man kaum fassen, wenn man das so sieht. Beispielsweise bauen sie gerade noch an einem extra Tempel. Fast ganz oben angekommen hat man die Möglichkeit mit einer monorail den Berg hochzufahren, aber da diese Strecke wirklich kurz aber klar, steil ist, ging ich die natürlich per pedes. Davon abgesehen war sie um die frühe Uhrzeit auch noch nicht offen. Von der Aussichtsplattform hatte man eine tolle Sicht auf die ganze Gegend und die Größe des gesamten TKDWons. Der Aufstieg hatte sich also definitiv gelohnt und ich machte mich wieder auf den Rückweg in mein Zimmer, um noch schnell eine Dusche zu nehmen bevor ich mich ausgiebig im Souvenishop und anschließend im Museum umsah. Ungelogen, ich glaube ich war insgesamt 3h im Museum, die längste Zeit, die ich jemals in irgendeinem Museum verbracht habe. Es war sehr anschaulich gemacht und interaktiv. Mit diesem krönendem Abschluss verließ ich das TKDwon wieder und fuhr zurück nach Seoul, wo mein Flieger nach Frankfurt am nächsten Tag abhob.